Teil II: Die winzige…

Daniela ist zwei Jahre später nicht mehr ganz so winzig, dafür aber sehr erfolgreich. 1996 melden PI wie auch au ferre die Deutsche Meisterschaft Junioren für Daniela mit Bruder Thomas und dem Dortmunder Dennis Kirchhoff (dem Banga-Sprössling). Die beiden Jung-Thelens werden auch Rheinland-Pfalz-Meister bei den Senioren.

Ebenfalls erst 14 Jahre alt ist Sascha Koch, der mit Oliver Schulte aus Kempen NRW-Hallenmeister Doublette wird und erst als Nachrücker in die Endrunde gekommen war. Ich habe den Sascha damals häufig gesehen. In der Krefelder Halle und bei Turnieren. Wenn irgendwelche Partien noch nicht beendet waren: Sascha wollte immer noch schnell ein Doub oder Tete dazwischen schieben. Und wenn sich kein Gegner fand, dann wurde eben geschossen und geschossen.

Darin ähnelte er dem etwas älteren Kim Rieger aus Köln. Jürgen Berke, der es 93 mal zu einem dritten Platz bei DM Tete gebracht hatte, ist frühzeitig und über Jahre mit Kim über die Turniere in Deutschland und in der Provence gezogen. Berke, damals BC Köln, heute beim NBC, erinnert sich, dass mit dem „Spielkind“ keiner Turniere spielen wollte, weil das immer nur schießen wollte: Ich war der einzige, der sich darauf einließ, dass wir grundsätzlich durchschossen. Manchmal kamen wir so an die Pokale, dann wieder konnten wir schnell wieder nachhause fahren. Falls ich den Kim vom Platz gezogen bekam.

Irgendein Turnier haben sie zusammen 1996 mindestens gewonnen, aber die alten PIs und „au fers“ sind mir gerade etwas durcheinander geraten. Aber Thomas Fortmann vom BC (damals noch BSG) Köln erzählt gelegentlich mit leuchtenden Augen, wie er mit Thomas Klever und Kim die NRW-Meisterschaft Triplette ´96 gewonnen hat. Da hatte Kim noch ein Jahr bis zu seinem Abitur. Qualis in den Bezirken gab es damals noch nicht. So rückten 90 Tripletten in Aachen an. Ein schönes Foto der drei ist auch abgedruckt. Die Teilnehmer-Liste war durchaus gespickt mit großen Namen. Willi Josten, Kamel Bourouba und Thomas Hörschgens mussten sich mit Platz zwei begnügen. Kamel war damals, Juni ´96, die Nr. 1 in der deutschlandweiten Rangliste der PI – in NRW allerdings nur die Nr. 12.

1997 traten Fortmann, Klever, Rieger wieder an. Und wurden erneut NRW-Meister.

Kim, Kamel und Sascha haben dann später mehrfach Deutschland bei Weltmeisterschaften vertreten.

In diesem Jahr 1996, das ich etwas willkürlich aus den beiden Zeitschriften-Stapeln gezogen habe, fand auch die bisher einzige WM in Deutschland statt – in der Essener Grugahalle. Klar, dass das für beide konkurrierenden Boule-Zeitschriften unendlich viel Futter bot. Lange vorher: ob das überhaupt im Petanque-Entwicklungsland zu stemmen war. Wie, bitte, die drei Deutschland zustehenden Teams zu bestimmen wären. Und wer da vielleicht nebenbei unsaubere Geschäfte machte. Und nachher, Ausgabe für Ausgabe, Kugelprotokolle und die genauen Analysen des Verlaufs, garniert mit vielen Bildern. Und natürlich die Diskussionen darüber, wie man die DPV-Schulden von 250.000 Mark wieder hereinholen könnte. Denn der Zuschauer-Zuspruch in Essen war mehr als mager. Dabei hätte man, praktisch vor der Haustür, Klaus Mohr mit Tino Capin und Christian Hempel und einen starken 5. Platz bestaunen können.

Diese drei gehörten jahrelang zu den großen „Abräumern“, die man alle vier bis sechs Wochen mehrfach in den Ergebnislisten und Turnierberichten der beiden Boule-Gazetten fand. Aus NRW kamen noch Stephan Bayer, Hubert Arians, Stefan Jax, Volker Winter oder Kostas Konstantinides dazu. Und Andi Globig und Ruth Seebach. Oder Nico Beucker. Und natürlich Christoph „Zaza“ Czarnetta. Malte Berger spielte lange noch in Hamburg und war mit Mohr und Valentin Koffi Seriensieger. In Düsseldorf ging das dann mit anderen Partnern weiter.

Aus dem Süden und Südwesten finde ich häufig in den Ergebnislisten ganz oben: Dang van Phau aus Aschaffenburg, Michael Schmidt aus Viernheim, Sascha Löh aus dem Saarland. Und immer wieder Mahmoud Tabrizi. Oder Christian Tanneur.

Im Petanque-Magazin Nr 45 vom Mai 95 ist ein schönes Foto von Martina Köpnick (BSG Köln) mit Gudrun Deterding und Friederike Stein Arians (damals BPV-Präsidentin). Aufgenommen bei der WM-Qualifikation in Völklingen. Da „zeigten sie den Herren der Schöpfung, wo´s langgeht – und das ausgerechnet dem DPV-Präsidenten Köhler, der sein erstes Spiel am Samstagmorgen und auch das allerletzte am Sonntagabend gegen die drei NRWlerinnen verlor.“ Wo diese drei dann bei dieser WM-Qualifikation landeten, wird nicht mitgeteilt. Oder wer überhaupt gewonnen hat. Manchmal brachten Klaus Tröstrum (Chefredakteur) und sein stellvertretender Chefredakteur Banga Kirchhoff einfach nicht alles in einer Ausgabe unter. Zu zwei Fotos von Banga und einem Interview von Banga (durch Klaus Tröstrum) war aber dann doch Platz.

Dabei hätte er diesen Personenkult nicht wirklich nötig gehabt: es gab genug Spitzenplatzierungen in diesen Jahren, die einen guten Ruf auch so gerechtfertigt hätten.

Wird fortgesetzt.

(os)

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