…….ist bouletechnisch gesehen wenig bis nix los. Tote Hose. Am 24. war ausnahmsweise frei, aber heute hat sich das achtköpfige Redaktions-Team wieder vollzählig versammelt. Froh, eventuellen häuslichen Beziehungs-Katastrophen zu entgehen. Die Rettungsdienste sollen ja an Weihnachten im Dauereinsatz sein. Lesen wir jedenfalls Jahr für Jahr in der Tagespresse.
„Wär das nicht ein Ansatz für uns“, fragt Leihbischoff Klamm, den wir mit seinem Kollegen Dr. Golz vor Jahren aus der Konkursmasse der WimS-Redaktion übernommen haben. „Agressions-Abfuhr bei einem dreitägigen Winning-ugly-Turnier in einer der Hallen? Das könnten wir doch mal pushen!“ Der Chefredakteur winkt ab: „Damit verlagern wir das Problem nur auf Silvester.“ Bürobote Dr. Golz ist da optimistischer: „Na und? Erst featuren wir verantwortungsvoll so ein familientherapeutisch dringend notwendiges Turnier, und wenn´s nicht so klappt, schreiben wir demnächst über Mord und Totschlag mit Tireurkugeln an Silvester. Und dann gibts ja auch schon wieder etwas aus den Hallen zu berichten…“ Unser Chefredakteur G., der Hauptbedenkenträger, ist nicht ganz überzeugt: „Könnte das eventuell unsere Gemeinnützigkeit gefährden?“ Hausjurist Detlef soll das bis Ostern klären, vielleicht sogar in der Hartz V-Gruppe. „Die spielt ja schon mittags während wir hier schindern“, schließt er schnippisch diesen Diskussionspunkt ab.
Leihbischof Klamm gibt sich aber noch nicht geschlagen: „Wir müssen unseren treuen Lesern aber etwas bieten, gerade wenn auf den Plätzen nichts los ist. Wie wär´s mit investigativen Berichten aus anderen Vereinen? Konstruktiv natürlich, aber natürlich auch mit ein wenig Häme. Das geht immer.“
Unser Chefredakteur ist wirklich ein harter Knochen. Jeder Vorschlag wird abgeklopft, ob es da nicht vielleicht einen Haken gibt, den er presserechtlich nicht verantworten kann. Den ersten nennt er gleich selbst: “ Was soll man z.B. über Düsseldorf schreiben, das sind doch alles ehemalige Kölner. Und sie haben einen Anwalt im Verein. Nein, nein, ich stehe weiterhin für ehrlichen Sportjournalismus: schnell, trocken, aktuell.“
Und dann wird Volontär Martin in das Mistwetter gejagt um zu recherchieren, ob nicht doch irgendwer in Mülheim oder im Beethovenpark spielt. „Ich will Ergebnisse“, ruft er dem jungen Mann hinterher, „notfalls nehmen Sie ihre eigenen Matschkugeln mit. Und kommen Sie nicht ohne Bilder wieder!“ Petra, die Aktualitäts-Controllerin in der Schlußredaktion, kommt mit einer Hiobsbotschaft in unser Großraumbüro: „Die Nippeser haben gerade ihr Titelbild ausgewechselt, die vielen BC-Spieler auf ihrem Platz durch Schnee ersetzt.“ Das will keiner hier so einfach hinnehmen, Leihbischof Klamm kloppt seinen besinnlichen Kommentar in die Tonne und fordert entschieden: „Allez!“
Im Handumdrehen ist wieder Leben in der Bude. Bürobote Dr. Golz ruft die Hotels an. Vielleicht sind noch irgendwelche Franzosen oder Belgier vom Abklappern der Weihnachtsmärkte übriggeblieben. Philippe fährt ohnehin eine Woche nachhause. Da kann er gleich einen Bericht mitbrigen: was macht der Franzose in Clermont-Ferrand zu Weihnachten mit seinen Kugeln? Thomas wird eine Kugel-Tauschbörse organisieren und live berichten. Public-Relations-Jef will mit den Curlern verhandeln, ob man bis Silvester nicht mal was gemeinsam stemmen kann, wär ein echter Knaller. Chefredakteur G. versucht sich als Mentaltrainer: „Das Spiel geht bis 13, sag ich immer.“ Wo er recht hat, hat er recht.
Im übrigen müßte mal dringend das Archiv aufgeräumt werden.
Aber morgen ist auch noch ein schwerer Tag. Redaktionsalltag eben.