Dass Andre Inden…

 

…auf dem Nippeser Bouleplatz war, konnte ich bisweilen schon von weitem hören. Sein fröhlich-kräftiges Organ war nicht zu überhören.

Jetzt ist er nach langer, schwerer Krankheit für immer verstummt. Er wird vielen – und auch mir – fehlen.

Früher haben wir häufiger zusammen gespielt. Seine Flachschüsse waren bei den Gegnern (und manchmal auch bei den Partnern) gefürchtet. Aber wenn es wirklich darauf ankam, konnte er auch auf Eisen schiessen. Vor allem wird mir seine herzliche und hilfsbereite Art fehlen. Wenn angepackt werden musste, war er zur Stelle. Da konnte er seine beruflichen Fähigkeiten sehr nutzbringend einbringen.

Viel weiß ich eigentlich nicht von ihm. Aber er berichtete manchmal auf dem Weg zu einem Turnier von seiner Internatszeit in Kornelimünster oder von seiner französischen Verwandtschaft. Nach Frankreich reiste er immer gerne. Einmal hat er mir, weil er meinen Spitznamen „Djibouti“ kannte, aus Frankreich eine „Sauce Djibouti“ mitgebracht – ein höllisch scharfes Zeug. Und an meiner Wand hängt ein Foto, auf dem er mich mit einem schönen Dialog zu einem Paten der Mafia gemacht hat. Der kleine Martin sitzt daneben und staunt.

André war einer der ersten, die in Köln Boule spielten: mit Hartmut Zänder und Hermann Krein in der Südstadt. Basketballer war er auch einmal, da konnte man mit flachen Bällen nichts werden.

Als ich ihn im Hospiz in Nippes besuchte und er hörte, ich wolle mit meiner Frau eine Radtour um den Bodensee machen, erbat er eine Ansichtskarte von Meersburg. Da sei er als Kind oft gewesen. Natürlich hat er die bekommen. Und ich gab auf der Karte meiner Überzeugung Ausdruck, man werde ihn wahrscheinlich bald aus dem Hospiz rausschmeissen – so munter und gut gelaunt war er bei diesem Besuch. Und machte Pläne für eine Kölner Boulehalle. Aber uns war beiden klar, dass dass das ein guter Tag gewesen war. Und dass er das Hospiz in Wirklichkeit nie verlassen würde.

Vor vielen Jahren haben wir es mal gemeinsam bis ins Finale der Kölner Stadtmeisterschaft gebracht. Da lagen wir mehrfach stark zurück – und André ermahnte mich: „jetzt müssen wir aber mal was tun, Alter“. Das ging mir ein wenig auf den Keks, denn wir gaben uns beide Mühe, aber wenn der Gegner stärker ist…Ich behauptete jetzt (beim Stande von 3:11), ich verfügte über das zweite Gesicht und sähe ganz deutlich vor mir, wie wie Martina und Markus uns gratulierten. Er schaute mich ungläubig an – und dann legten und schossen wir wie die Teufel und gewannen tatsächlich 13:11. Beim nächsten Spiel, gegen Kim Rieger und Dirk Beckschulte, fragte er mich, ob ich wieder etwas „sähe“. Nur verschwommen, sagte ich, das müssen wir jetzt alleine packen. Und das taten wir dann auch. Im letzten Spiel der Vorrunde lagen wir wieder weit zurück – und ich probierte es noch einmal. Wieder mit Erfolg.

Im Finale sind wir dann aber sang- und klanglos untergegangen.

Auf diese Weise habe ich den André als gläubigen Menschen kennengelernt. Wo immer er jetzt sein mag, ich hoffe er reserviert mir einen sonnigen Sitzplatz.

Er wird es wahrscheinlich tun. Daran glaube ich jetzt ganz fest.

 

(os)