…..beschloss ein junger Bewohner der Kölner Südstadt, zusammen mit seiner Freundin diese neuen glänzenden Boulekugeln auszuprobieren. Auf einem stillen Weg des Römerparks studierten die beiden ein beigelegtes Regelheft und legten los. Noch nie, so berichtete der junge Mann später, habe er in diesem Park jemanden Boule spielen gesehen. Und plötzlich, so kurz gegen 10 Uhr, seien da plötzlich dutzende von SpielerInnen aufgetaucht, die ebenfalls – und höchst geschickt – ihre Kugeln auf die Parkwege geworfen hätten. Da hätten also noch andere diese gute Idee gehabt. Sie hätten sich dann ein unbeobachteres Plätzchen suchen wollen. Aber das sei ganz unmöglich gewesen: Überall tauchten sie plötzlich auf, hunderte….
Dreihundertundvierundachzig, um genau zu sein. 64 Sechserteams, die sich das 20. Kölner Sextett nicht entgehen lassen wollten. 64 – eigentlich eine ideale Zahl, um Viererpoules einzurichten, keine Freilose, keine Barrage oder Quadrage. Aber das System des Kölner Sextetts ist bekanntlich anders und scheint immer noch seinen seltsamen Reiz auszuüben. Die „Spaceballs“ zum Beispiel, die als Herkunftsort etwas verschämt nur „rechtsrheinisch“ angegeben hatten, waren nach 15 verlorenen Spielen immer noch gut gelaunt, gaben an, interessante und lehrreiche Begegnungen gehabt zu haben und bedauerten nur, daß es keine Geflügelfrikadellen gäbe. Als sie nach der sechsten Runde (fix und) fertig waren, hatten sie dann doch aber ein Triplette-Klötzchen an die Tafel schieben können.
„Hasse Kugeln dabei“ hatten sechs vom Rathenauplatz gefragt und sich mit dieser hinterhältigen Frage und nicht ganz ungeschicktem Spiel auf Platz 10 und in die Geldränge gebracht. „Nippes next top models“ nannte sich eine reine MännerMannschaft aus dem gleichnamigen Kölner Stadtteil. Auf dem 36. Platz mussten die Herren mit ansehen, wie „Der Wolf und die fünf Geißlein“ – fünf Nippeser Frauen und ein Ehrenmann – sie weit hinter sich ließen: Platz 35. Ein „Gruppenbild mit Dame“ aus Aachen war auch nicht fern, Platz 40.
Die Teamnamen hatten es ohnehin mal wieder in sich. Große Namen halfen nicht unbedingt: Team „Mit Kim“ landete auf Platz 26, „Ohne Marco“ kamen die Vorjahrssieger immerhin ins Halbfinale.
Gut drauf war das Team „Zwei+Vier“ aus Neuwied, das im Vorjahr den letzten Platz einnahm. Heute hatte es sich fünfzehn Plätze vorgearbeitet. Dafür gab´s dann aber diesmal kein Trost-T-Shirt. „Alles Wurscht“ befand ein Team aus Witten/Köln/Nairobi (Platz 40), wobei intensive Recherchen ergaben, dass der Mann aus Nairobi eine Kölner Lizenz besitzt.
„Keine Ahnung, lieber gegen Omi“ wollten Laura Makowski, Martin Barr, Florian Korsch, Danny Griesberg, Dominique Tsouropa und Sascha von Pleß spielen. Gleich in der zweiten Runde hatte die Turnierleitung Dominique aus einem fast schon gewonnenenen Tête holen müssen, weil sich da irrtümlich zwei gefunden hatten, die nicht gegeneinander spielen sollten. Der tatsächliche Gegner aber, „Opi“ Hartmut Zänder, der der Legende nach, Erfinder des Sextetts ist, ließ Dominique alt aussehen. Kommentar des lizenzlosen Zänder nach dem Spiel gegen den Bundesligisten: „Der junge Mann schießt sehr schön, legt aber schlampig. So etwas darf man mit mir nicht machen!“. Trotzdem: „Keine Ahnung, lieber gegen Omi“ stand nach sechs Runden auf Platz vier und im Halbfinale. Da wartete „Bangladesh 1“ und warf die Omigegner entschlossen aus dem Rennen.
Im zweiten Halbfinale mussten alte Hasen, die „Ohne Marco“-Spieler Kamel, Roland, Luca, Lars Stefan und Wolle Niermann, sich einem Team beugen, in dem keiner über dreißig war. „Sextreme“ mit Anna Lazaridis, Daniela Thelen, Tilmann Gottwald, Simon Lindfeld, Basti Bergob und Hannes Müllers ließ den Routiniers keine Chance, gewannen schnell Tête und Doublette und überließen den Vorjahrssiegern nur das Triplette.
„Sextreme“ und „Bangladesh 1“ also im Flutlicht-Finale vor immerhin noch etwa neunzig Zuschauern im Innenhof des alten Forts. Die Pfälzer um Micha Abdul (aus dem Bundeskader Espoirs) konnten ihre taktischen Überlegungen anstellen, ohne die Stimme zu senken. Gegner (und Zuschauer) verstanden ohnehin nichts: Das Pfälzer Idiom muß hierorts als Fremdsprache eingestuft werden. Basti Bergob, der im Halbfinale Roland Ludigkeit spielerisch abgefertigt hatte, kam jetzt gegen Marco Beutelt über fünf Punkte nicht hinaus. Das „Sextreme“-Triplette brachte den Ausgleich: Patrick Woll, Sönke Looschen und Oliver Dechert mussten sich gegen die (noch jüngeren) Marler Anna, Tilmann und Hannes zu 2 geschlagen geben.
Dann die Entscheidung: das Doublette. Daniela Thelen und Simon Lindfeld gegen Micha Abdul und Jan Wildung. Ein offensives Spiel, Carreau und Contre-Carreau, dann Löcher und versprungene Kugeln auf dem tückischen Boden. Am Ende mussten die Pfälzer nur noch drei bequem nachlegen und hatten zu 5 gewonnen. Jubel bei den „Bangladeshis“ (Sönke: „Hier teilzunehmen war schon klasse, aber gewinnen, das ist unpackbar“) – und Glückwunsch von uns.
Und wir grübeln immer noch, durch was sich Team 12 („non stop tomato soup“) wohl hatte inspirieren lassen. Wir haben nun wirklich allerhand Leckereien an den Mann und die Frau gebracht. Schon Geflügelfrikadellen waren nicht dabei, und Tomatensuppe „Gehtgarnicht“ (Platz 27).
Wir bedanken uns auf diesem Weg sehr herzlich bei den Salatspendern, die nicht dem BC Köln angehören, aber doch zum Gelingen beitragen wollten. Am Grill, am Getränkestand, in der Küche und beim Bonverkauf haben uns freundliche Menschen unterstützt, die selbst noch nicht einmal (oder kaum) Boule spielen. Besonders genannt seien hier Uschi, Leila, Thomas, Karin, Maria, Kristina, die Frau von Heinrich und die Kinder von Thomas K. und Sven